Neubebauung Rintheimer Feld "Mehr Wohnen in der Mitte"

Auslober / Verfahren:

VOLKSWOHNUNG GmbH, Mehrfachbeauftragung

Visualisierung:
stuchlik3d, Pfinztal

Wettbewerbsaufgabe:

Neubebauung Rintheimer Feld "Mehr Wohnen in der Mitte"

Konzept:

Städtebauliches Konzept
Das Rintheimer Feld ist von freistehenden Punkt- und Zeilenbauten geprägt, die in einer großzügigen Grünanlage mit hochstämmigem Baumbestand eingebettet, mit luftigem Abstand der Gebäude zueinander, vor ca. 50 Jahren realisiert wurde.

Die Verfasser möchten den Wohnwert der Gesamtanlage trotz der gewünschten Nachverdichtung erhalten bzw. durch die geplanten Maßnahmen steigern. Wir schlagen deshalb vor, die vorhandene Körnung, die Gebäudeformen und deren Maßstäblichkeit aufzunehmen und weiter zu entwickeln. Es entstehen eine Wohnzeile und drei Punktwohnhäuser sowie ein Parkhaus, anstelle mehrerer Tiefgaragen. Dadurch können viele großkronige Bäume erhalten bleiben, bzw. neu gepflanzt werden, so dass der parkähnliche Charakter des Gebietes erhalten bleibt.

Die Zeile ist wie die Bestandszeilen 5-geschossig, die Punkthäuser staffeln sich in der Höhe von 6, über 7 auf 8 Geschosse hoch und vermitteln auf diese Art und Weise zu den bestehenden 8-geschossigen Bestandspunkthäusern.

Das Parkhaus am nördlichen Rand des Planungsgebietes nimmt den Platz des jetzt vorhandenen Garagenhofes ein und wird ebenso wie dieser an die Hirtenweg angebunden. Das Gebäude steht im Rhythmus zu den östlich gelegenen Bestandszeilen. In seiner Höhenentwicklung bleibt es unter der Traufe der Zeilen. Alle wegfallenden Stellplätze, auch die des Garagenhofes werden im Parkhaus nachgewiesen.

Der jetzt noch bestehende Staudenplatz wird komplett aufgelöst und in eine Grünanlage mit Durchwegung umgewandelt, sodass der parkähnliche Charakter auch hier entsteht.

Das verbleibende eingeschossige Imbisslokal bleibt wie gefordert erhalten und bietet eine Optionsfläche für weitere planerische Überlegungen.

Straßen, Wege und Außenanlagen
Die Nord-Süd-Verbindung durch das Heinz-Schuchmann-Haus bleibt erhalten, wird jedoch neu gestaltet. Der steinerne Staudenplatz wird komplett zurückgebaut und als Grünfläche angelegt.

Die Heilbronner Straße wird durch die Neubauten nicht zusätzlich verkehrsbelastet, da am nördlichen Rand des Planungsgebietes ein Parkhaus vorgeschlagen wird. Die Zufahrt erfolgt von außen, vom Hirtenweg.

Wir ordnen das Fußwegenetz, indem wir den Fußweg in Nord-Südrichtung ausbauen und durch eine einseitige Baumreihe kräftigen. An der Schnittstelle mit der Heilbronner Straße weitet sich der Weg in eine Fläche, was sich auch im Bodenbelag abzeichnet und zur Verkehrsberuhigung beiträgt. Weiter im Norden kreuzt der Weg die geschwungene, fußläufige Ost-West-Verbindung, die zur Straßenbahnhaltestellen an der Haid- und Neu-Straße und zur Haltestelle Rintheim führt. An diesem Wegekreuz entsteht ein neuer Kinderspielplatz, der gleichzeitig als Verteilerfläche zum Parkhaus dient.

Der ruhende Verkehr erstreckt sich nur entlang der Heilbronner Straße, der nördliche Grundstücksteil bleibt somit komplett zufahrts- und damit autofrei. Die Anzahl der Stellplätze entlang der Heilbronner Straße werden neu geordnet. Alle bestehenden Zufahrten, Rettungswege und Feuerwehraufstellflächen bleiben an Ort und Stelle erhalten. Für die Neubauten liegen alle Rettungswege und Feuerwehraufstellflächen auf bereits vorhandenen Verkehrsflächen.
Alle notwendigen, überdachten Fahrradstellplätze werden in den Untergeschossen der Wohngebäude angeboten. Fahrradstellplätze für Besucher finden sich immer oberirdisch, in der Nähe der Hauseingänge.

Gebäudeorganisation

Haus 1, „die Zeile"
Haus 1 ist ein vollunterkellertes Gebäude, organisiert als Mischform aus Zweispänner und Laubenganghaus.
Im Zweispänner sind jeweils eine 3- und eine 4-Zimmerwohnung angeordnet, deren Grundrisse in Ost-Westrichtung zum Durchwohnen konzipiert und WG-tauglich sind.
Im Laubengang reihen sich Ein- und Zweizimmerwohnungen, mit großzügigen nach Westen orientierten Loggien aneinander.
Am nördlichen Ende der Zeile wird im Erdgeschoss ein Müllraum angeordnet. Dieser ist auf kürzestem Weg von der Straße aus erreichbar.

Haus 2, „der 8-Geschosser"
Haus 2 ist ein teilunterkellertes Gebäude, das in den ersten beiden Geschossen teilaufgeständert ist und unterfahren werden kann, um die Erschließung der dahinterliegenden Bestandstiefgarage zu ermöglichen. Sämtliche Medien in der Straße können verbleiben.

Folgerichtig finden sich in dem zentral gelegenen Gebäude, in diesen ersten beiden Teilgeschossen die Sondernutzungen „Jugendtreff" und „Mieterservice-Büro der VOLKSWOHNUNG".

Ab dem 2. Obergeschoss beginnt das Regelgeschoss als 5-Spänner mit 2- und 4-Zimmerwohnungen, erschlossen über ein zentral gelegenes Treppenhaus, das über ein großzügiges Treppenauge von oben belichtet wird. Alle Wohnungen erhalten eine Loggia oder ein Balkon.
Auch hier wird der Müll im Erdgeschoss des Gebäudes, im Bereich der Durchfahrt untergebracht.

Haus 3, „der 6-Geschosser"
Haus 3 ist ein vollunterkellertes Gebäude, das als 6-Spänner mit 2-Zimmerwohnungen organisiert ist. Durch die zentrale Vertikalerschließung werden alle Gebäudeseiten gleichmäßig zur Belichtung und Ausrichtung der Wohnungen herangezogen.
Für Haus 3 und 4 wird ein gemeinsamer Müllpavillon neben den Gebäuden geplant.

Haus 4, „der 7-Geschosser"
Haus 4 ist dem Grunde nach wie Haus 3 konzipiert, jedoch als 5-Spänner mit 2- und 4-Zimmerwohnungen.

Haus 5, „das Parkhaus"
Wir stellen uns das Split-Level-Parkhaus mit einer gestalterisch anspruchsvollen, gefalteten Metallfassade (feines Lochblech mit maximaler Lochung, Lochdurchmesser 5 mm) vor, die durch die Deckenränder horizontal gegliedert ist und durch Felder mit intensiver Vertikalbegrünung belebt wird. Das Lochblech erlaubt die volle Durchsicht von innen nach außen, lässt Tageslicht ins Innere, eine mechanische Be- und Entlüftung ist nicht erforderlich. Auf der obersten Dachfläche stellen wir uns eine begrünte Fläche mit Basketball- Spielfeld vor.

Haus 5, „das Parkhaus plus mit Townhouses"
Da im Planungsgebiet die Zielgruppe ältere Menschen und Studenten sind, wäre der Stellplatzschlüssel 1 STP. / WE zu hinterfragen. Wenn es möglich wäre, infolge der vielen geforderten Kleinwohnungen, der hervorragenden Nahverkehrsanbindung, der Erhöhung der Fahrradstellplätze und der Einbindung der Stadtmobilflotte, den Stellplatzschlüssel auf 0,5 - 0,7 STP. / WE zu verringern, könnte das Parkhaus um ca. 1,5 Geschosse niederer werden.
Dadurch würde sich wiederum die Möglichkeit ergeben, auf das Parkhaus mind. 4 Townhouses als weitere Wohnform zu realisieren, ohne mit den Abstandsflächen in Bedrängnis zu kommen.

Sinnfälligkeit / Wirtschaftlichkeit des Parkhauses
Die Erstellung eines Parkhauses ist gemäß BKI 2015 um über 30% günstiger als die Erstellung einer Tiefgarage (KG 300 + 400). Da wir in unserem Fall mehrere Tiefgaragen mit ungünstigen Rahmenbedingungen erstellen müssten, ist eine Kostenersparnis von 40 -50% zu erwarten.
Fakten :
• Um die im Parkhaus vorhandenen Stellplätze in Tiefgaragen nachzuweisen, sind mind. drei Großgaragen notwendig die von der Heilbronner Straße angedient werden müssen.
• Das Verkehrsaufkommen im Wohngebiet wird dadurch massiv erhöht.
• Es sind jeweils zweispurige Tiefgaragenabfahrten mit Gehweg erforderlich, die an die Heilbronner Straße angebunden werden müssten. Hierbei wären die verkehrstechnischen, sicherheitstechnischen und gestalterischen Belange zu berücksichtigen.
• Entsprechende weitere Zugänge, Treppen und Fluchtwege wären erforderlich.
• Bei Anbindung der Tiefgaragen an die Wohngebäude wären die baulichen Abhängigkeiten wie unterschiedliche lichte Höhen, Statik, thermische Trennung, zusätzliche Verkehrsflächen im Gebäude, barrierefreie Zugänge uvm. zu berücksichtigen.
• Rettungswege und Feuerwehraufstellflächen müssten zwangsläufig über die Tiefgaragendecken geführt werden, was zu erhöhten statische Aufwendungen führt.
• Die versiegelten Flächen würden sich enorm erhöhen, die Regenwasserversickerung dadurch erheblich erschweren.
• Die Stellung der Wohngebäude würde durch die Tiefgaragen bestimmt, nicht umgekehrt.
• Bei komplett unterirdischer Anordnung der Tiefgaragen ist die Belichtung und Belüftung von erheblicher Bedeutung, Stichwort mechanische Be- und Entlüftung.
• Um eine intensive Begrünung der Tiefgaragen zu gewährleisten, wären hohe, kostenintensive Erdüberschüttungen erforderlich.
• Großkronige Baumstellungen wären in den Tiefgaragenbereichen trotzdem nicht möglich.
• Die vorhandenen Versorgungsleitungen müssten u. U. verlegt werden.
• Die Bevölkerung nimmt Parkhäuser leichter an als Tiefgaragen.
• Das Parkhausdach kann mit zusätzlichen Attraktionen für die Bewohner gestaltet werden.

Realisierung
Unser Entwurf ermöglicht eine haus- oder abschnittweise Realisierung. Die Bauarbeiten der Gebäude im nördlichen Grundstücksteil können ohne größere vorausgehende Rückbaumaßnahmen begonnen werden.
Die Fernwärmestation und das Trafogebäude verbleiben an Ort und Stelle. Das Parkhaus wird im Bereich der Trafostation ausgeklinkt. Die vorhandenen Versorgungstrassen bleiben unberührt, somit ist die Versorgung der bestehenden Gebäude auch während der Baumaßnahmen dauerhaft gesichert.