Sanierung Wohnhochhäuser Forststraße 3-5 in Karlsruhe-Rintheim

Visualisierung:
stuchlik3d, Pfinztal

Wettbewerbsaufgabe:

Das Rintheimer Feld befindet sich im Nordosten von Karlsruhe und entstand in den 1950er Jahren im Zuge der großen Wohnungsnot nach dem Krieg. Die erste Bauphase umfasste 4- und 5-geschossige Zeilenbauten, sowie drei 8-geschossige Punkthäuser, umgeben von großzügigen Grünflächen. In den 1970er Jahren wurde das Gebiet mit 9- bis 17-geschossigen Hochhäusern nachverdichtet, die bis heute das Bild prägen (Architekt Prof. Gernot Kramer). Das Zentrum der Siedlung bildet der Staudenplatz mit zwei eingeschossigen Ladenzeilen. Zum Stadtteil Rintheim gehören weiterhin das angrenzende, im 18. Jahrhundert entstandene Alt-Rintheim und Rintheim-Nord - beide von kleinteiliger, geradezu dörflicher Bebauuungsstruktur geprägt. Das Rintheimer Feld hebt sich mit seiner homogenen Baustruktur deutlich von den umliegenden Bereichen mit heterogenen, gewachsenen Baustrukturen ab.

Die Konzeptstudien zur Fassadengestaltung sollen für die Hochhausgruppe bestehend aus 8 Hochhäusern mit 9-17 Geschossen erarbeitet werden, wobei sich eines nicht im Eigentum der Volkswohnung befindet.

Die 7 Hochhäuser sollen in den kommenden Jahren energetisch saniert und modernisiert werden. Die Sanierung der Gebäudehülle spielt dabei eine zentrale Rolle. Daher sollen Gestaltungskonzepte der Gebäudehülle erarbeitet werden. Neben der architektonischen Qualität spielen vor allem Wirtschaftlichkeit und der energetische Aspekt eine wichtige Rolle.

Als Auftraggeber erhofft sich die VOLKSWOHNUNG Aussagen zur Fassadengestaltung (Farbe, Materialität), zur Gestaltung der Eingangssituation (Orientierung), Gestaltung der Balkone, Gestaltung der EG-Zonen (geplante Umnutzung zu quartiersbezogenen und quartiersübergreifenden sozialen Einrichtungen), Gestaltung der Dachaufbauten, Gestaltung der Treppenhäuser und Fluchttreppenhäuser.

Konzept:

GEBÄUDE

Die größte Stärke der Wohnanlage liegt zweifelsfrei in ihrer Homogenität. Von Weitem schon bleibt der Blick des Betrachters an der "Gruppe der Gleichen" hängen. Ziel ist es, dieses einheitliche Gesamtbild zu erhalten.

Auf den zweiten Blick fallen die für Hochhäuser ungewöhnlichen Pultdachbaukörper mit gerundeten Ecken auf. Ein Verbindungskörper hält die "Haushälften" zusammen und fügt sie zum geschlossenen Baukörper. Die gegeneinander gestellten Pulte mit Lochfassaden vermitteln eindeutig die Themen "Haus" und "Wohnen", wenn auch in sehr großer Dimension. Diese markanten, identitätsstiftenden Details sollen unbedingt beibehalten werden.

Der dritte Blick gilt den kleinteiligen, sehr unruhig wirkenden Loggien und Balkonen, die ebenso an allen Gebäuden zu finden sind. Die Wandscheiben mit den großen Sichtlöchern fallen dabei besonders negativ auf. Hier ist insbesondere aus gestalterischen Gründen Handlungsbedarf gegeben, da das Ensemble durch die Kleinteiligkeit zu zerfallen droht.

Der dann schon fokussierte vierte Blick sieht bei allen Häusern eine allgemein genutzte Erdgeschosszone. Leider liegen diese Flächen weitestgehend brach. Durch eine attraktivere Gestaltung und Besetzung mit quartiersbezogenen Nutzungen soll hier eine Aufwertung für die Bewohner erfolgen. Für die wenigen Nutzer der Erdgeschossflächen, die sich schon vereinzelt finden, kann der genutzte Raum durch bauliche Veränderungen deutlich aufgewertet werden. Die bislang leeren Flächen können als Vereins-, Büro- und Gewerberäume vermietet werden, wenn möglich an Bewohner und Institutionen des Rintheimer Feldes bzw. des Stadtteils.

Die Hauseingänge wirken bei allen Häusern unattraktiv, ungeordnet bis provisorisch und werden umfänglich überarbeitet.


AUßENANLAGEN UND FREIFLÄCHEN

Auch die Außenanlagen sind Teil des Ensembles. Ein Labyrinth von organisch angelegten Wegen durchzieht das Gebiet. In der momentan vorhandenen Wegeführung fehlt die Hierarchie und Orientierung, die Hauseingänge werden nicht gezielt erschlossen.

Es soll ein mit sandfarbenem Asphaltmastix belegter Hauptweg ausgebildet werden, der von Platzfläche zu Platzfläche, von der Forststraße (Ost) zur Mannheimerstraße (West) führt. Alle abzweigenden Wege sind untergeordnet und erhalten eine andere Oberfläche.

Um die Vernetzung mit der Umgebung und damit den Quartierscharakter zu betonen, werden auch die nördlich angrenzenden Zeilenbauten an dieser Haupterschließung angebunden.

Der Schwerpunkt der oben genannten Platzflächen bilden Rotunden mit Themenspielplätzen, wobei ca. 60 cm hohe Geländeversprünge mit breit angelegten Rampen und Treppenanlagen als topografisches Gliederungselement dienen. Die Hauseingänge werden durch ihre Lage an den Platzflächen klar erschlossen und erhalten einen angemessenen Vorbereich. Um die Orientierung innerhalb der Freiflächen zu erleichtern und den Häusern auch vorgelagert eine Zuordnung zu geben, sind große, dreidimensionale Hausnummern an den Plätzen vorgesehen. Die ca. 2,5 m hohen Skulpturen aus rot lackiertem Stahl schieben sich entlang des Hauptweges in den Blick und laden auch zum "Bespielen" ein.


EINGANG UND FOYER

Der alte Zugang wird bei mehreren Häusern still gelegt und durch einen hellen, großzügigen Zugang ersetzt, der gleichzeitig viel Licht in die Erdgeschosszone bringt. Ebenso werden frühere Glasbausteinwände durch hochwertige Pfostenriegelkonstruktionen ersetzt.

Durch das Absenken des Außengeländes auf das Erdgeschossniveau wird der gesamte Eingangsbereich barrierefrei erreichbar.

Eine Sitzbank macht aus dem einladenden Raum mehr als nur die schnell zu durchquerende Halle und bietet sich zu unterschiedlicher Nutzung an.

In Verlängerung der Eingangshalle wird ebenerdig der Kinderwagenraum angeordnet. Der neu angelegte rückwärtige Hof mit Nebeneingang wird vergrößert und mit Fahrradständern ausgestattet. Der bestehende Fahrradraum erhält einen direkten Zugang von außen.


FASSADENGESTALTUNG

Die dunkelroten Fassadenplatten werden entfernt und durch ein weiß verputztes Wärmedämmverbundsystem (WDVS) mit gefilzter Oberfläche und einer Körnung von 1,5 mm ersetzt. Es entsteht eine kostengünstige aber dennoch fugenlose, elegant wirkende, über die runden Ecken gespannte Haut für die Pultbaukörper. Die sichtbaren Dachflächen werden in einem hellen Grau gehalten.

Die Sockelzone der Gebäude ist konstruktiv und gestalterisch ein besonders zu behandelnder Bereich, da sie in Augen- und Greifhöhe des Menschen liegt, haptisch und optisch direkt erfahrbar ist. Sie kann aber ebenso beschmiert und zerstört werden. Durch eine hochwertige Ausführung kann die Identifikation und Akzeptanz der gesamten Wohnanlage gesteigert werden.


LOGGIEN

Die Loggien sind die wichtigsten Gliederungselemente der sonst einfachen und schmucklosen Fassaden. Im Bestand wirken sie unruhig und zergliedert. Mit der Neugestaltung der Fassade sollen die Bauteile und damit die nutzbare Fläche vergrößert und durch hochwertige Details aufgewertet werden.

Es wird unterschieden zwischen Außen- und Innenfassade. Die Außenseite gehört zur Großform und ist ebenso wie die gesamte Fassade dem Wetter ausgesetzt. Sie wird deshalb robust und im Farbkanon der angrenzenden Flächen ausgeführt. Fassadentafeln dienen als Verkleidung.

Die Innenseite ist Teil der einzelnen Wohnung. Sie ist wettergeschützt und soll von den Nutzern als bewohnbares Möbelstück verstanden werden. Die Oberfläche ist bewusst hochwertig gewählt, um die Attraktivität dieser Flächen zu steigern und Wertigkeit zu vermitteln. Sie wird mit echtholzbeschichteten HPL- Platten ausgekleidet.

Durch die Erweiterung der Loggien entsteht auch vor den Küchen genug Raum, um hier mit Tisch und Stühlen zu möblieren und somit das Leben vom reinen Innenraum auch in die Zwischenzone zu ziehen. Durch die neuen seitlichen Lisenen werden die Loggien windgeschützt und erhalten Aufenthaltsqualitäten.